Für ihn ist es mit der Kunst wie mit einer Beziehung, es muss Liebe auf den ersten Blick sein. Der Anwalt Dr. Christian Braun schafft sich durch seine Kunstwerke in der Kanzlei kleine Illusionen der Freude.
In seinem repräsentativen Büro direkt in der Leipziger Innenstand hängt Kunstwerk an Kunstwerk und schmückt die lichtdurchfluteten Räume. Der Rechtsanwalt Dr. Christian Braun sprach mit mir über seine Liebe zur Kunst und was für ihn mein Bild »Post It Girl« mit Anwälten gemeinsam hat.
Warum interessieren Sie sich für Kunst?
Weil ich mich daran erfreue. Das ist einfach die Freude etwas Schönes zu sehen und mich immer wieder zu erinnern, was ich damit verbinde. Das kann die Geschichte der Herstellung des Kunstwerks sein, oder das Gefühl, das es in mir auslöst.
Einige meiner Kunstwerke erinnern mich daran, dass es sein kann, dass ich von heute auf morgen nichts mehr besitzen werde. Enteignungen gab es schon oft in der Geschichte. Wenn ich mich daran erinnere, bin ich umso dankbarer für das, was ich jetzt im Leben habe.
Was macht für Sie ein gutes Kunstwerk aus?
Emotionale Bindung das ist das A und O. Das ist wie eine schöne Frau, die man sieht und die gefällt. Ein Kunstwerk muss das Herz berühren, das ist für mich das Entscheidende, nicht mehr und nicht weniger. Man sieht etwas und man muss sagen: Das ist es.
Wie bewusst nehmen Sie die Kunstwerke an Ihren Wänden nach der Zeit noch wahr?
Natürlich habe ich mich an viele Werke schon gewöhnt. Doch auch wenn ich einige von ihnen schon mehrere Jahre besitze, kann ich mich noch daran erfreuen. Manchmal nehme ich mir die Zeit mir die Bilder auch ganz bewusst anzuschauen. Hin und wieder komme ich auch mit meinen Mandanten über die Kunst ins Gespräch, dabei setze ich mich auch mit den Bildern bewusst auseinander.
Spielen die Werke auch für Ihre Mandanten eine Rolle, die Sie im Büro besuchen?
Ja klar, die Kunstwerke sind oft ein Thema. Zudem ist es für mich auch eine Form der Repräsentation. Denn schöne Bilder und ein schönes Büro mit guten Möbeln sind natürlich auch immer eine Form der Außendarstellung.
Da in letzter Zeit allerdings immer weniger Mandanten in die Kanzlei kommen, ist es offen, wie die Zukunft der Arbeit aussieht und wie viel Bürofläche wir noch benötigen werden.
Das kann natürlich zur Folge haben, dass es dann weniger Platz für die Kunst geben wird. Ich wüsste gar nicht wo ich all die Kunstwerke unterbringen soll.
Hängt bei Ihnen zu Hause auch Kunst?
Ja, aber dort in Abstimmung mit meiner Frau, die einen etwas anderen Geschmack hat. Manche meiner Bilder dürfte ich zu Hause nicht aufhängen, weil sie meine Frau schrecklich findet. Doch hier in meiner Kanzlei kann ich mich frei ausleben und hänge nur, was mir selbst gefällt.
Wonach entscheiden Sie, welche Kunst Sie sich an die Wand hängen?
Das ist wie bei meinen Brillen, ich habe fünf verschiedene Brillen und jede gefällt mir. Es muss einfach Liebe auf den ersten Blick sein. Wie wenn ich in einen Laden gehe und eine Brille sehe, die mir gefällt.
Man darf nicht zu viel nachdenken, denn wenn man zu sehr rationalisiert, dann wird das nichts. Es muss Liebe auf den ersten Blick sein.
Auch muss ich bei der Kunst eine Idee sehen, etwas das mich persönlich anspricht. Grundsätzlich mag ich gut gemachte Fotografie mehr als Malerei, weil mich Fotografie mehr berührt.
Sind Sie regelmäßig auf Ausstellung oder in Museen, um neue Kunst zu finden?
Leider zu wenig. Ich habe zu wenig Zeit, weil ich viel arbeite. Beim Spinnerei-Rundgang in Leipzig bin ich jedoch manchmal dabei. In Museen bin ich gar nicht, da erschlägt mich die Vielzahl der Werke.
Ich habe auch nicht diesen typischen Sammler-Ehrgeiz und inventarisiere auch nicht. Zudem habe ich keinen Platz mehr an der Wand.
Was hat Sie dazu bewegt mein Bild Post It Girl zu kaufen?
Das Gelb und das Rot. Außerdem fand ich die Frau als Typ stark. Ich mag auch, dass die ganzen Wände voll Zettel geklebt sind und der letzte Zettel noch frei ist. Das ist für mich das Symbol für die Suche nach der Lösung.
Das passt wunderbar zu einer Anwaltskanzlei.
Wir sind ja auch immer um Lösungen bemüht und daher fand ich den Zusammenhang ganz witzig. Außerdem gefällt mir die Komposition sehr und auch die Idee ist amüsant. Wie in Ihrem Foto geht es bei Anwälten auch um Schreiben und um Sprache.
Zudem mag ich, dass das Bild so künstlich wirkt. Das ist ja keine normale Situation, die Sie da zeigen. Auch wir Anwälte arbeiten mit einer Art künstlichen Sprache. Da gibt es viele Gemeinsamkeiten.
Haben Sie das Making Of Video zum Bild gesehen?
Nein, das möchte ich auch gar nicht sehen. Ich schaue mir auch keine Making Of Szenen von Filmen an. Das würde mir den Zauber rauben. Ich möchte mir gern meine Illusion bewahren, die das Werk in mir auslöst.
Wie wäre ein Leben ohne Kunst für Sie?
Ärmer. Kunst ist eine Bereicherung, das ist etwas Zusätzliches im Leben. Es ist natürlich auch ein Luxus, man muss die Zeit, die Muße und das Geld haben, sich damit zu beschäftigen. Kunst ist für mich ein Reichtum.