Meine Abrechnung mit den sozialen Medien

Wie ich mit der Entwicklung und Veränderung umgehe

„Sei als Fotograf auf Instagram aktiv“, sagten die Experten zu mir. „Sei auf Facebook aktiv“, sagten andere. „Du musst auf YouTube aktiv sein“, meinten wieder andere. „Alles alter Kaffee“, ist die Meinung der Neuen – „TikTok ist das neue Social Media“. Threads und X dürfen auch nicht vergessen werden, und war da nicht auch mal etwas mit Snapchat? Wäre ich auf all diesen Kanälen aktiv, käme ich zu nichts anderem mehr. Oder ich bräuchte einen eigenen Mitarbeiter, der sich darum kümmert.
Wie ich heute zu den sozialen Medien stehe, darum geht es in diesem Artikel.

Die Inhalte dieses Beitrags

Wie das Internet für mich begann

Seit Beginn meiner fotografischen Selbständigkeit war ich aktiv auf den sozialen Medien. Ich habe sie alle ausprobiert. Vor der Zeit der sozialen Medien gab es Foren und Chats. Bei mir begann alles im Jahr 2001 im AOL Chat Leipzig. Parallel entwickelten sich immer mehr Foren im Internet, zu allen möglichen Themen. In den Foren und in den Chats fand das virtuelle Leben der ersten Internetgeneration statt.

Dann irgendwann entstand MySpace. Dort waren sie alle, die Musiker, die Fotografen und alle die, die man heute “Content-Creator” nennt. Auch ich war auf MySpace aktiv und knüpfte dort weltweit die ersten Kontakte. 

Dann entstand im Jahr 2007 meinVZ. Die Aufmerksamkeit der deutschen Benutzer lenkte sich von MySpace dorthin und auf ein neues begann die Schlacht um die meisten Kontakte.

Nachdem 2008 Facebook den deutschen Markt eroberte, hatten die meisten meiner Bekannten einen Facebook-Account. Also ging ich 2009 auch mit auf Facebook. Eine Zeit lang geschah erst einmal nichts im Bereich der Neuerungen und zwischen 2010 und 2012 zog Instagram die Aufmerksamkeit der Internetwelt auf sich. 

Der Trend um Snapchat ist an mir vorüber gegangen wie auch der TikTok. Zuletzt ließ ich mich im Jahr 2020 noch einmal vom Marketing rund um Clubhouse hinreißen, weil mich das Konzept für kurze Zeit sehr begeisterte und wir alle auf Grund der Lockdowns sowieso Zeit und Lust hatten, mit anderen Menschen zu reden.

Das soweit als kurzer Abriss über meinen Weg durch die sozialen Medien und das Internet.

Die sozialen Medien erscheinen asozial

Sähe ich die beruflichen Vorteile der sozialen Medien nicht, wäre ich dort wahrscheinlich nicht aktiv. Denn privat wüsste ich nicht, was ich dort soll. Doch beruflich dachte ich mir schon, dass es nützlich sein könnte, vertreten zu sein. Ich habe inzwischen jedoch meine Freude an den sozialen Medien fast vollständig verloren. Denn ein wirklicher Austausch findet dort kaum noch statt. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die zahlreicher anderer Kanalbetreiber.

Spätestens seit der Corona-Zeit hat meine Begeisterung an einem Austausch auf Facebook und Co. jedoch sehr gelitten. Denn zu dieser Zeit spürte ich am eigenen Leib, dass es den meisten Menschen nicht darum geht, andere Sichtweisen zu verstehen, sondern nur darum, anderen zu beweisen, dass sie Unrecht haben. Auch ich bin hin und wieder in diese Falle getappt.

Diesen Meinungskampf, den ich seither in den sozialen Medien erlebe, kann ich nicht ertragen. 

2020 waren auf Facebook plötzlich alle Virusexperten.
2021 waren auf Facebook plötzlich alle Impfexperten.
2022 waren auf Facebook plötzlich alle Militärexperten.
2023 waren auf Facebook plötzlich alle Energieexperten.
2024 waren auf Facebook plötzlich alle Politikexperten.

Seit 2025 verfolge ich die Debatten nicht mehr, was ich eigentlich schade finde. Denn grundsätzlich bin ich ein Mensch, der eine gute Diskussionskultur schätzt, in der es auch mal hitzig zugehen darf. Ich mag es, mich mit Menschen auszutauschen, die eine andere Meinung haben als ich. Doch immer auf einer sachlichen Ebene, die Fakten von Meinungen unterscheident.

Doch ich erlebe eher die Auswüchse der Cancel Culture – was nicht ins eigene Meinungsbild passt, wird angegriffen oder bloßgestellt. Menschen verstecken sich hinter anonymen Namen und Profilbildern und führen einen Kampf für ihre Meinung, bei dem ihnen selbst die niedersten Mittel der Kommunikation recht sind. Das ist nicht meine Vorstellung von Meinungsfreiheit und Diskussionskultur.

Ich möchte hier nicht klagen, ich möchte einfach nur sachlich meine Gedanken dazu niederschreiben, damit meine Leser mich besser verstehen, warum ich mich nach und nach immer mehr von den Platzhirschen der sozialen Medien abwende.

Der Meta-Algorithmus ist ein Feudalist

“Was machst du gerade, Ron?” ist der Text, der auf der Startseite von Facebook in meinem Eingabefeld zu lesen ist. Er soll mich dazu bewegen, jede Belanglosigkeit mit meinem Netzwerk zu teilen. Doch ich bin kein Mensch, der ein übersteigertes Mitteilungsbedürfnis hat, wovon soziale Medien leben. Ich sehe keinen Sinn darin, jeden Tag ein Selfie zu veröffentlichen und darunter zu schreiben, wie ich mich gerade fühle.

Ich möchte inspirieren nicht unterhalten. Wenn ich Gedanken oder Bilder im Kopf habe, von denen ich glaube, dass sie andere Menschen inspirieren könnten, dann teile ich diese. Doch solche Momente entstehen nicht am laufenden Band, sie kommen und gehen und die meiste Zeit gibt es keine inspirierenden Gedanken im Kopf. Ich möchte es daher niemanden aus meinem Netzwerk zumuten, meine mentalen Belanglosigkeiten lesen zu müssen, nur um etwas zu veröffentlichen.

Der Algorithmus nahezu aller sozialer Medien belohnt das häufige und regelmäßige Veröffentlichen.
Wer viel veröffentlicht, erhält viel Reichweite. Menge schlägt also Inhalt. Denn wer die Kunst beherrscht, die Aufmerksamkeit der Menschen mit den eigenen Inhalten möglichst lange zu fesseln, wird mit Reichweite belohnt – auch wenn der Preis dafür ist, dass beim Leser am Ende die ernüchternde Erkenntnis bleibt, nicht mehr zu wissen als vorher oder keinen echten Nutzen daraus gezogen zu haben.

Hinzu kommt, dass Meta die organischen Reichweiten vieler Kanäle soweit einschränkt, dass mit etwas Glück noch 10% der eigenen Follower die Inhalte sehen können. Gar nicht zu reden von der Interaktionsrate die ebenfalls bei 10% liegt, was in der Gesamtheit ungefähr 1% Interaktionsrate pro Beitrag entspricht. Ausnahmen gibt es natürlich immer.

Ich kann für dieses Spiel keine Begeisterung entdecken, ich möchte nicht um jeden Preis präsent sein und täglich Zugang zu den Köpfen meiner Gefolgschaft finden. Ich möchte auch nicht meine kostbare Zeit in großen Mengen an diese Plattformen investieren, auch wenn ich weiß, dass das Geschäftsmodell von Meta ist, dass ich als Nutzer das Produkt bin.

Ich bin mir im Klaren, dass ich aus wirtschaftlicher Sicht meine Einstellung ändern müsste.
Ich sollte jeden Tag etwas veröffentlichen – egal, ob sinnlos oder inhaltsleer – Hauptsache Reichweite. Dann wäre das Spiel auf meiner Seite. Doch schon immer standen meine Ideale über meinem Profitsinn, was aus monetärer Sicht nicht klug ist, aber meinem Wesen entspricht.

Dieser unausgesprochene Zwang, ständig neue Inhalte produzieren zu müssen, ist daher ein weiterer Grund, der meine Interesse an den klassischen sozialen Medien schrumpfen ließ.

Youtube ist das Fernsehen von heute

Youtube und Telegram sind momentan die beiden Kanäle, die ich nach wie vor mit großer Freude nutze. Denn sie drängen mich nicht dazu, ständig zu publizieren. Auch wenn beide Kanäle nicht miteinander und auch nicht mit klassischen sozialen Medien zu vergleichen sind, so stelle ich sie hier dennoch gegenüber.

Youtube hat das klassische Fernsehen abgelöst. Nicht bei jedem, aber bei bestimmten Zielgruppen.

Aus Sicht eines Publizisten ist Youtube interessant, weil es eine Mischung aus Videospeicherplatz und Suchmaschine ist. Dort wo in den sozialen Medien die Inhalte von letzter Woche kaum noch geschaut werden, lassen sich auf Youtube zahlreiche Videos finden, die 10 Jahre oder älter sind. Wenn dann auch die Inhalte in diesen Videos zeitlos sind, dann ist Youtube eine hervorragende Möglichkeit Inhalte mit langer Haltbarkeitsdauer zu veröffentlichen. Die integrierte Suchfunktion und Vorschlagsfunktion lassen den Nutzer leicht Videos finden, auf die er so vielleicht nie gestoßen wäre.

Ich bin kein erfolgreicher Youtuber und muss es auch nicht sein, doch ich habe zumindest Freude daran, meine Inhalte auf Youtube hin und wieder zu veröffentlichen. Dabei glaube ich, diese Freude kommt auch beim Betrachter an. Aus diesen Gründen ist Youtube für mich noch immer ein sehr wichtiges Medium.

Aktuell betreibe ich, mehr oder weniger regelmäßig, drei Youtube-Kanäle.

Telegram bereitet mir die größte Freude

Wie lange ich Telegram bereits nutze weiß ich nicht, aber es sind mindestens schon 5 Jahre. Ich habe mit Telegram nach wie vor die größte Freude, auch wenn meine Reichweite dort am geringsten ist. Dieser Umstand beweist mir jedoch, dass es mir nicht um Reichweite geht. Auch wenn ich nicht bestreiten will, dass ich mich über mehr Reichweite immer freue. Der Unterschied liegt nur darin, dass ich sie nicht um jeden Preis erzeugen muss. Qualität steht für mich an erster Stelle, so wie ich lieber eine Feier mit 3 guten Freunden bevorzuge als ein Fest mit 3.000 Fremden.

Der Unterschied zwischen Telegram und den sozialen Medien

Telegram kann im Grunde nicht mit den sozialen Medien verglichen werden, da es ein komplett eigenständiges System ist. Korrekter wäre es, wenn wir Telegram mit WhatsApp vergleichen würden, denn im Kern war Telegram schon immer ein Messenger. Doch es ist mehr als das, denn Telegram führte schon vor vielen Jahren die Gruppen und Kanäle ein, wie man sie heute von WhatsApp kennt. Es war in dieser Hinsicht der Vorreiter dieser Funktionen. 

Doch es bietet so viel mehr. In Telegram gibt es eine eigene Krypto-Wallet, in der man Bitcoins, den eigenen TON-Coin oder andere Währungen verwalten kann. Mit den Ton-Coins können sogar Kanalbetreiber belohnt werden, in dem sie die Kryptowährung von ihrer Zielgruppe für einzelne Beiträge oder ihre Arbeit allgemein erhalten. Auch spezielle Bezahlinhalte lassen sich so freischalten, was natürlich als Publizist oder Künstler eine großartige Möglichkeit ist, eine monetäre Wertschätzung für die eigene Arbeit zu erhalten.

Weiterhin können über Telegram sogenannte Bots programmiert werden, mit denen sich alle möglichen Internetanwendungen umsetzen lassen. Das können Chatbots sein, Bezahlbots, Spiele-Bots oder Admin-Bots für Gruppen. Auch eine eigene Login-Funktion von Telegram gibt es, die man für geschützte Inhalte auf einer Webseite verwenden kann.

Videotelefonie, Gruppenchats, Messenger-Dienste und Livestream-Möglichkeiten sind ebenfalls Basisfunktionen von Telegram. Es gibt für Betreiber von Kanälen oder Webseiten also eine sehr große Werkzeugkiste, die sich individuell anpassen lässt, da nahezu jede Schnittstelle zu Telegram verknüpft werden kann.

Was an Telegram mag ich?

Ich bin ein visueller Mensch, und das Design von Telegram spricht mich sehr an. Meine Augen haben mehr Freude daran, diese App zu bedienen als alle anderen. Hinzu kommt, dass der Großteil meiner Kontakte Telegram als Messenger nutzt.

Auch wenn ich die zuvor genannten Individualfunktionen von Telegram bei weitem noch nicht ausschöpfe, finde ich zumindest das Potential darin hoch interessant, um es auch zukünftig auf meinen Webseiten zu nutzen. 

Am meisten schätze ich jedoch an Telegram zwei Punkte.

  1. Oft haben meine Beiträge mehr Impressionen als ich Follower habe – da macht das Veröffentlichen wieder Freude.
  2. Telegram zensiert keine Inhalte, wie es Meta und Google nach eigenen Aussagen regelmäßig taten. Das entspricht deutlich mehr meinem Verständnis von Meinungsfreiheit.

Stand 19. Juli 2025 habe ich auf meinem Fotografie-Telegramkanal nur 123 Abonnenten, im Gegensatz zu 8.786 Followern auf Facebook und 14.200 Followern auf Instagram. Dennoch spüre ich mehr Freude, meine Inhalte mit dieser kleinen Gruppe von Menschen zu teilen.

Ich lade Sie ein, mir auf Telegram zu folgen

Ja ich weiß, schon wieder eine neue App auf dem Telefon – das ist nervig. Dennoch lade ich Sie ein, Telegram eine Chance zu geben und es mal für eine Weile zu installieren. Alles geht spielend einfach und es ist kostenfrei. Sie können meinen Kanälen auf Telegram folgen und sich dann ein eigenes Bild davon verschaffen, ob Sie sich mit der App anfreunden oder nicht. 

Ich bin auf Telegram jedenfalls weitaus aktiver als auf Facebook und Instagram und werde in diesen Kanal auch noch mehr Energie investieren.

Mir ist klar, dass es bequem ist, wenn man einmal auf Facebook oder Instagram ist und man lieber den Menschen folgt, die dort aktiv sind. Doch es ist ein hoher Preis, den alle Betreiber von Facebook-Seiten und Instagram-Profilen dafür bezahlen. Nicht nur, dass wir alle mit unseren persönlichen Daten bezahlen, die Meta bedenkenlos an beliebige Unternehmen herausgibt, auch hat das Niveau der Kommunikation doch stark abgenommen. 

Auf der anderen Seite muss ich als Fotograf auch folgendes sagen. Wem meine Inhalte nur interessieren, solange sie kostenlos sind und bequem bis zur “Haustür” getragen werden, der ist oftmals ein stiller Konsument, der weder in aktiven Austausch tritt, noch ein Kunde werden wird. Wem die Hürde zu groß ist, wenige Minuten zur Installation von Telegram zu investieren, der wird auch kein Bild kaufen, ein Fotoshooting buchen oder mich bei einer Ausstellung besuchen. Die Frage, die sich mir dann stellt ist, welchen Wert hat dieser Kontakt für mich?

Das ist keine Anklage und kein Vorwurf, einzig eine sachliche Beschreibung von Umständen. Ich werde vorerst weiterhin auch auf Facebook und Instagram etwas veröffentlichen, doch eben weniger als auf Telegram und mit eher nur oberflächlichen Einblicken. Wem das reicht, für den ändert sich nichts und alles bleibt, wie es ist. 

Doch wer etwas tiefere Einblicke in die Kuhwed’sche Bilderschmiede will, aufgeschlossen ist für etwas Neues und den einen oder anderen kleinen Vorteil genießen möchte, mir dort zu folgen, ist herzlich eingeladen, meinen Fotografen-Kanal – und bei Interesse auch meinen Weltenwandler-Kanal – zu abonnieren.

Im Übrigen gibt es die Möglichkeit in beide vorab einen Blick zu werfen, ohne Installation der App, ohne Registrierung und ohne Kosten. Klicken Sie dazu einfach auf einen der folgenden Links.

Ein Mann mit braunen Haaren und grauem Bart vor einer Berglandschaft; im Vordergrund blühende rote Blumen und ein Holzzaun.

Darf ich Sie wiedersehen?

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